Konzert zum 80sten Gedenken an die Hinrichtung der vier Lübecker Märtyrer – eine Rückschau

Ein grauer Novembertag, nachmittags in St. Bernard. Knisternde Spannung macht sich breit, die Kirche ist gut gefüllt. 60 Personen mit ihren Instrumenten, weitere 60 Personen aus vier Stimmlagen, dazu Solisten, ein Organist, zwei Chorleiterinnen und ein Orchesterleiter haben sich in vielen Proben vorbereitet.

Unter der Leitung von Thilo Jaques bringt zunächst das Hamburger Ärzteorchester Franz Schuberts „Unvollendete“ (Sinfonie Nr. 7 h-Moll) zur Aufführung und interpretiert gekonnt die rätselhaften Wechselspiele zwischen düsterer Bedrohlichkeit, Wärme und Glück.

Nach einer einstimmenden Lesung aus den Briefen der Märtyrer wird im zweiten Teil Gabriel Faurés Requiem (Opus 48 d-Moll) dargeboten. Es musizieren wiederum das Ärzteorchester, an der Orgel Vincent de Pol, die Chöre von St. Bernard, Heilig Kreuz und der Vinzenz Pallotti-Chor unter der Leitung von Anke Laumayer und Tatjana Tosch (die beide auch Solo-Passagen übernehmen), der Bariton Malte Schulz und die Sopranistin Elena Hall. Thilo Jaques dirigiert sehr gefühlvoll und mitreißend. Trauer, flehende Bitten um Trost und die Hoffnung auf freudvolle Erlösung erfüllen musikalisch den Raum.

In der Ökumene gegen Unrecht zusammenzustehen ist das Vermächtnis der Lübecker Märtyrer. Im Gedenken an die Vier ist Anke Laumayer, Kirchenmusikerin in unserer Pfarrei und Enkelin des hingerichteten evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink, die musikalische Gestaltung des Gedenktages seit Jahren ein Herzensanliegen. Mit großem Engagement, unermüdlicher Zuversicht und viel Herzblut hat sie dieses Konzert auf die Beine gestellt. Ein großer Dank gilt ihr und allen Musizierenden. Gemeinsam wird der ursprünglich graue Nachmittag zum Leuchten gebracht.
Die Konzertbesucher danken mit langem Applaus, großzügigen Spenden für die Kirchenmusik und vielen mündlichen Rückmeldungen, wie stimmig sie die Darbietungen erlebt haben.

Welch eine gelungene musikalische Würdigung der Lübecker Märtyrer!

Auch heute ist es vielerorts gefährlich, zum eigenen Glauben zu stehen. Bestürzend aktuell ist die Notwendigkeit, solidarisch die Stimme zu erheben, wenn Unrecht geschieht. Und gerade weil das so ist, berühren mich der Mut und das Gottvertrauen der Lübecker Märtyrer besonders.

Es war eine Ehre, an diesem Konzert teilhaben zu dürfen.

Susanne Zemke, St. Bernard