Haus Emmaus Geschichte

Die Geschichte des „Haus Emmaus“

von Klaus Lutterbüse und Vincenz Wagner

Wir haben in unserem Pfarrarchiv ein Fotoalbum mit dem Titel „Ein Traum wird Wirklichkeit“. Darin ist anhand von Fotos dokumentiert, wie es zum „Haus Emmaus“ kam.
Alles begann wirklich damit, dass da jemand war, der eine Vision, einen Traum hatte, dessen Verwirklichung er über neun Jahre hin geduldig, unbeirrt und zäh verfolgte.
Dieser Mann war Pfarrer Joachim von Stockhausen. Seit Juli 1965 zunächst Kaplan in St. Wilhelm, wurde er ab März 1970 selber zum Nachfolger seines Vorgängers ernannt und blieb es bis zu seinem Tod – nach schwerer Krankheit – Mitte Februar 1992.

Immer schon wollte er für seine Gemeinde ein Freizeit- und Bildungshaus erwerben, und gleich nach Unterzeichnung des Kaufvertrages – Anfang April 1979 -, der die riskante Finanzierung regelte, stand auch der Name schon fest: „Haus Emmaus“.

So wie die Emmausjünger in der Betroffenheit durch das Karfreitagsgeschehen erst durch gemeinsames Gespräch und durch wachsende Offenheit für den unerkannt anwesenden und sie begleitenden Herrn zur vollen Wahrheit durchstießen, so sollte ein solches Haus – so war die Vision– Jung und Alt, Menschen aller Altersstufen die Möglichkeit bieten, ebenfalls durch gemeinsames Tun und Erleben, durch Austausch im Gespräch, durch wachsende Offenheit für den verborgen mit anwesenden Herrn Freude und Gemeinschaft zu erfahren und womöglich wachsende gläubige Einsicht und Wegweisung reifen zu lassen.

So sollte das Haus auf jeden Fall in der Nähe eines spirituellen Zentrums angesiedelt sein, und somit bot sich für die Suche die weitere oder nähere Umgebung von Kloster Nütschau an, des Priorats der Benediktiner.

Ein Einzelhaus in Wolkenwehe, zu dem ein schönes Grundstück gehörte, schien die richtige Wahl zu sein, und selbst aus der Garage ließ sich wohl etwas Vernünftiges machen…

Unter Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer wurde das Haus und das zugehörige Grundstück für die neue Bestimmung hergerichtet. Dazu gehörte die Bepflanzung des Grundstücks, die Umgestaltung von Boden und Keller, vor allem aber – eine Spezialität von Pfarrer von Stockhausen – die Umwandlung der Garage zu einer Kapelle…Die Koordinierung all dieser Arbeiten und die Bauleitung lag schon hier in den Händen von Frau Brigitte Tonn.

Sogar ein Ackerwagen wurde in der Nachbarschaft erworben und wurde –unter „handgreiflicher“ und freudiger Beteiligung des Herrn Pfarrers – herbeigeschafft, um die „Urigkeit“ des Grundstücks und Hauses zu betonen und die Spielfantasie der Kinder anzuregen.

Erste Gruppen nutzten bald schon begeistert das noch nicht ganz renovierte Haus, verbrachten hier eine schöne, gemeinschaftsstiftende Freizeit und feierten – einmal ganz anders –auch Gottesdienst.

Und am Ostermontag des Jahres 1980, ein Jahr nach Unterzeichnung des Kaufvertrages und heute vor 25 Jahren, weihte der damaligeWeihbischof Karl-August Siegel Kapelle und Haus feierlich ein.
Unter den vielen Gästen war auch Pater Leo vom Kloster Nütschau.
So schien hier eine Erfolgsgeschichte besonderer Art gestartet zu sein, und niemand hatte so recht bedacht, was sich – als unerwartete Folge – bald ergeben sollte…

Verständlicherweise fühlten sich nämlich die unmittelbaren Nachbarn dieses bald viel genutzten Hauses durch die oft auch fröhlich lärmenden Wochenendgruppen auf die Dauer empfindlich gestört, und so kam es zu Unmut und Protestversammlungen.
Auf einer dieser erregten Zusammenkünfte fiel ein Hinweis, der Pfarrer von Stockhausen aufhorchen ließ. Man solle sich doch nach Glinde orientieren; da wolle eine Familie ein großes, einsamer gelegenes Haus verlassen und loswerden…
So kam es – sehr bald schon – zum Erwerb dieses so viel günstiger gelegenen Hauses, des eigentlichen „Haus Emmaus“, in dem wir das 25jährige Jubiläum des gesamten„Emmaus-Projektes“ heute feiern…

Auch an diesem neuen und – von heute aus gesehen – eigentlichen „Haus Emmaus“ waren wieder große Umbauarbeiten fällig. Auch während dieser Umbauzeit, in der wieder Frau Tonn dankenswerterweise Koordinierung und Bauleitung übernahm, trafen sich immer wieder Gruppen der Gemeinde.

Als die innere Umgestaltung des Hauses zu einem gewissen Abschluss gekommen war, baute man an der Hinterseite des Hauses eine Terrasse an, und dann schlug unweigerlich der Garage ihre Stunde…

Als der erste Schnee fiel, war sie – wen wundert’s – zu einer Kapelle geworden…

Alle warten auf die Einweihung der Kapelle und des ganzes Hauses durch Weihbischof Karl August Siegel, am ersten Adventssonntag 1984. Die Garagenumwidmung war ihm jetzt schon vertraut…

In bester Laune wendet sich hier der Weihbischof dem Ehepaar Tonn zu,
das zugesagt hat, den baulichen Zustand des Hauses im Auge zu behalten und sich bei fälligen Baumaßnahmen zu engagieren, ja auch die Geschäftsführung wahrzunehmen. Und das tun die beiden bis heute…

Noch größer ist die Freude über diese Bereitschaft aber bei Pfarrer von Stockhausen. Ihm ist wirklich ein Traum in Erfüllung gegangen, und er weiß das Wohl des Hauses nun in guten Händen.

 

Nach dem Tod von Frau Bernhart konnte Marcel Steinhäuser für das Team von „Haus Emmaus“ gewonnen werden; er kümmert sich seitdem um die Termingestaltung und die Auslastung des Hauses.

Und so wird das Haus von den unterschiedlichsten Gruppen immer wieder gern genutzt:

Von Familienkreisen, von der KAB-Gruppe, vom Kirchenchor, der das Haus innerhalb des Kirchenjahres immer wieder auch nutzt zu einer zusammenhängenden Übungszeit. Auch Familienkreise – und besonders unser Kindergarten – wissen das Haus und seine Vorzüge zu schätzen und sind immer wieder gern seine Gäste.

Ganz besonders lieb scheint dieses Haus mit seinen Möglichkeiten aber unserem neuen Pfarrer, Stefan Krinke, zu sein: Er weiß es ganz gezielt und selber sehr engagiert zu nutzen, z.B. für die Gruppen der Erstkommunikanten und der Firmanden.

So geschehen in diesem so ideal gelegenen Haus immer wieder Dinge, die letztlich in der Perspektive gesehen werden möchten, diePfarrer von Stockhausen – schon beim Kauf des ersten Hauses -als dessen Zielsetzung in die Worte fasste:

Was einst auf jenem denkwürdigen Weg von Jerusalem nach Emmaus und in Emmaus beim >Brechen des Brotes< geschah, möchte sich im >Haus Emmaus< immer wieder neu ereignen: >Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten Ihn.< In Gesprächen, beim Gottesdienst und Gebet, in Stunden des gemeinsamen Lebens möchte Er uns die Augen öffnen für den Weg, den Er bisher – oft unerkannt – mit uns gegangen, den Er in Zukunft mit uns gehen möchte. Einst brachen die Jünger von Emmaus auf, um den Brüdern (und Schwestern) zu verkünden: Er, den wir für tot hielten, Er lebt, Er ist wahrhaft erstanden!“