Predigt von Pater Ivan zum Pfingssonntag 2020

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!

Liebe Schwestern und Brüder,

in diesen Tagen bereite ich mich langsam für meinen Umzug vor. Dazu gehört, dass ich mir noch eine Liste verfasst habe, wenn ich hier vor Ort noch einmal besuchen möchte und was ich diese Menschen noch schenken will. Es ist mir durchaus bewusst, dass ich nicht alle besuchen kann, denen ich gerne noch begegnen würde – dafür reicht einfach die Zeit nicht. Also die Liste musste sich auf die Menschen begrenzen, mit denen ich in den letzten Jahren intensiver und persönlicher verbunden war. Die kleinen Geschenke sollen dieser jeweiligen Beziehung entsprechen, an das gemeinsame erinnern, für die Zukunft ermutigend und wohltuend sein. Sie sollen uns, soweit es geht, über die räumliche Entfernung hinweg, miteinander verbinden.

Diese aktuelle Erfahrung, die ich gerade mache, beeinflusst heute selbstverständlich auch mein Verständnis des Evangeliums. Die Situation Jesu aus dem heutigen Evangelium erlebe ich nun meiner eigenen Situation sehr ähnlich. Jesus  verabschiedet sich sozusagen von der Erde, trifft noch einmal nur den engsten Freundeskreis (es gibt keine Zeugnisse, dass er nach der Auferstehung anderen Menschen erschienen ist) und hinterlässt ein Geschenk, das an die gemeinsame Zeiten erinnern und ihn nun über die räumliche (und körperliche) Distanz hinweg mit seinen Freunden verbinden soll – den Frieden als Gabe des Heiligen Geistes!

Das Geschenk Jesus finde ich passend! Er repräsentiert all das, was Jesus auf der Erde gelebt und gepredigt hat. Der Friede, den er seinen Freunden nun schenkt, ist kein politischer Frieden – deshalb sagt er im Joh 14,27 „Ich gebe ihn euch nicht wie die Welt ihn gibt“. Es ist ein innerer Friede, der Friede des Geistes.

Um diesen Frieden Willen hat er sich für das Wohl des Menschen eingesetzt. Heilungen, Brotvermehrung, Verwandlung von Wasser in den Wein, Predigten und Ermutigungen, Beisammensein mit den Menschen und vieles mehr, sollten den Menschen die äußeren Bedingungen für den inneren Frieden schaffen.

Das Äußere hatte für ihn nie einen Sinn in sich gehabt, aber er hat das Äußere ebenfalls nicht asketisch – puritanisch missbilligt oder missachtet. Mit seinem Leben hat er die Menschen gelehrt, allem einen richtigen (angemessenen) Platz im Leben zu geben. Mit seinem eigenen Lebenswandel hat er gezeigt, dass man auf diesem Weg den inneren Frieden erlangt!

Frieden sei mit Euch (mit dir)!

Ein wunderbarer Geschenk Jesu an mich und an dich, liebe Schwester, lieber Bruder! Jesus schenkt mir seinen Frieden – das was ihn als wahren Menschen und wahren Gott so wesentlich ausgemacht hat. In jedem Augenblick in dem ich den inneren Frieden verspüre, kann ich nun wissen, dass das ein Geschenk Gottes an für mich ist.

Empfangt den Heiligen Geist (des Friedens)!

Dieser Geist hat für Jesus offensichtlich auch keinen Sinn in sich! Im Joh 14, 26 sagt Jesus: „Aber der Tröster, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“.

Jesus schenkt mir den Heiligen Geist nicht einfach so, weil der Heilige Geist eine der drei göttlichen Personen ist oder weil er heilig ist oder sonst was. Der Heilige Geist wird mir geschenkt, DAMIT er mich an alles erinnert, was Jesus gesagt und getan hat, was er mir vorgelebt hat.

Liebe Schwestern und Brüder,

das heutige Evangelium weckt in mir die Fragen; Was möchte ich meinen Mitmenschen schenken? Was schenke ich meinen Mitmenschen so im Alltag (erstmal abgesehen von Abschiedsgeschenken)? Was, oder welche Spüren, hinterlasse ich im Leben anderer Menschen?

Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: „…ich habe euch als erstes überliefert, was ich auch empfangen habe“ (1 Kor 15,3). Ich bin als Christ berufen, meinem nächsten zuerst das zu schenken, was ich auch selbst von Gott empfangen habe, was mich erfüllt, begeistert, weiterbringt.

Es wird mir nun bewusst, dass ich mich zuerst selbst für den Heiligen Geist öffnen soll, damit er mich an aller erinnert, was Jesus mir als Weg zum gelungenen Leben gezeigt und vorgelebt hat. Wenn ich mich diesem Geist öffne und vom Evangelium (das heißt manchmal aber nicht von gängigen Deutungen des Evangeliums) leiten lasse, dann werde ich den Frieden Jesus in mir tragen und ihn weiter geben können!

Leichter gesagt als getan! Es ist mir im selben Moment klar, dass es schwer ist, sich diesem Geist zu öffnen. Ein alltägliches Gegengewicht spüre ich auch deutlich. Es gibt so viele Sachen im Alltag, die mich selbst aus der Bahn werfen, so dass ich immer wieder gestresst bin und dann auch selber diesen Frieden Christi nicht spüre. Dann ist ja klar, dass ich ihn auch nicht weiter geben kann.

Meine persönliche Erfahrung zeigt mir; wenn ich gestresst bin, mache ich auch den anderen Stress und bin Ursache für Spannung und Unfrieden. Und wenn ich hungrig bin, bin ich auch unerträglich und schlecht gelaunt. Das heißt, wenn ich das Gefühl habe (aus selbst verschuldet) gestresst zu sein oder zu kurz zu kommen, dann fühle ich mich unfähig, meinen nächsten etwas Gutes zu geben.

Deswegen halte ich vom großen Verzicht, von der Askese, der Armut um Himmelreiches Willen, und großer Aufopferung wenig! Wer nicht genießt, wird schnell ungenießbar und wer vom lauten Verzicht leer ist, der hat nichts zu geben – so einfach ist die Sache!

Ein Blick ins Evangelium zeigt mir, dass Jesus sich dessen wohl bewusst war! Er hat wohl auch genossen, gefeiert, hat sich einladen und bereichern lassen – von Gott und von den Menschen. Und all dem wusste er richtigen Platz in seinem Leben zu geben, und Gleichgewicht zu waren. Deshalb hat er auch was zum geben gehabt!

Ich möchte als Christ den Menschen etwas Gutes geben und eine gute Spur in ihrem Leben hinterlassen. Deshalb bete ich heute, um die Weisheit als Gabe des Heiligen Geistes, damit ich immer den Weg zum erfüllten Leben (in jeder Hinsicht) finde und allem einen richtigen Platz in meinem Leben geben kann.