Petrus und seine wankende Treue

von Klaus Lutterbüse

Die Fußwaschung
Gründonnerstagsverse, nicht nur für Kinder
(vgl. Joh. 13, 1-17)

Jesus, er stand auf vom Mahle
und goss Wasser in die Schale,
legte ab das Tageskleid
und war ernsthaft, schien’s, bereit,
dass er reinigend begieße
leicht verschmutzte Jüngerfüße.                               

„Jesus, nein, vergiss dich nicht!
Herr zu sein ist deine Pflicht!
Du lässt dich zu weit herab,
streifst uns die Sandalen ab!
Nein, das geht mir doch zu weit!“
Petrus ist zum Streit bereit.

„Willst du uns verbunden sehen,
Petrus, dann lass es geschehen.
(Später wirst du es verstehen.)“

„Ach, dann wasch in einem Guss
mich vom Kopf bis hin zum Fuß!“
Petrus neigte zu Extremen,
sollt‘ auch bald darob sich schämen…

„Wer gebadet“, sagt der Herr,
halte nur die Füße her,
das genügt, dann ist er rein;
und das soll er ja auch sein.“

Als er neu zu Tische saß,
er zu sagen nicht vergaß:
„Was ich hier an euch getan,
tut auch euch einander an.
Dies soll euch ein Beispiel sein,
Gutes kommt aus ihm allein.“

          Jesus am Ölberg:
          Fehlende Solidarität
(vgl. Mt. 26, 36-46; Mk. 14,32-42; Lk. 22, 39-46)

Während Jesus bangt und trauert,
liegen – müde hingekauert –
seine Jünger nicht weitab,
machen – unverständig – schlapp,
ahnen nichts von Jesu Not,
dass ihm dunkles Ende droht.

„Vater, wenn es kann gescheh’n,
lass den Kelch vorübergeh’n“,
bittet er mit letzter Kraft;
dann seine Gestalt sich strafft:
„Doch es soll der Wille dein
mir die letzte Richtschnur sein.“

Hier kann niemand ihn vertreten;
trostreich wär’ ihm Wachen, Beten
derer, die sich Jünger nennen,
wenn sie sich zu ihm bekennen
und, wie er, ihr Leben wagen,
um, getragen, mitzutragen.

Das Versagen des Petrus:
Dreimalige Verleugnung
(vgl. Lk. 22, 54-62; Mt. 26, 69-75;
Mk. 14, 66-72; Joh. 18, 15-27)

Oh, der Magd am Kohlenfeuer
ist der Mann nicht ganz geheuer,
der da um die Ecke schleicht,
ängstlich ihrem Blick ausweicht.

„Ist der nicht mit Dem gegangen,
Den im Garten sie gefangen
und jetzt vor Gericht gestellt?“
Petrus wehrt sich, schaut gequält

und beteuert frank und frei,
dass dies wohl ein Irrtum sei;
ja, sagt stracks ihr ins Gesicht:

„Diesen Menschen kenn’ ich nicht!“

Dies versichert er auch später,
wird noch zweimal zum Verräter,
bis dann morgens in der Früh
ihn das Kräh’n des Hahns wie nie

in das Herz trifft, als er sieht,
dass der Herr vorüberzieht,
zu ihm herblickt, stumm ihn mahnt,
dass er dies vorhergeahnt.

Petrus auch erinnert sich,
geht hinaus, weint bitterlich.

Spätere Reue
und Beauftragung (nach Ostern)
(vgl. Joh. 21, 15-19)

Petrus, prahlerisch von Taten
redend, der den Herrn verraten
dreimal feige in der Nacht -,
niemals hätte er gedacht,
dass der Herr erneut es wagt,


ihm vergebend, dreimal fragt:

„Simon Petrus, liebst du mich? –
Dann besinn dich, fasse dich.
Weide, dass nun Kirche werde,
meine noch versprengte Herde!“