Einweihung der Gedenkstele am 27.05.2024 vor der Heilig Kreuz Kirche

Würdiges Erinnern

Am Nachmittag des 27.5. füllte sich der Gehweg vor der Aposteltreppe von Heilig Kreuz nach und nach mit immer mehr Menschen. Neben vielen Pfarreimitgliedern und Interessierten, sowie den Mit-Initiatoren des Erinnerungsweges Stefan Romey und Jörg Meyer nahmen unter anderem auch Thilo Kleibauer und Franziska Hoppermann an der Veranstaltung teil. Man versammelte sich vor einer Gedenktafel für den Namenspatron unserer Pfarrei, Johannes Prassek, der am 10. November 1943 unter dem Fallbeil zusammen mit seinen katholischen Mitbrüdern Hermann Lange, Eduard Müller und dem evangelischen Pastor Karl-Friedrich Stellbrink sein Leben lassen musste.

Im Bezirk Wandsbek  sollen bald fünfzehn Stelen des „Wandsbeker Erinnerungsweges der Verfolgung und des Widerstands im Nationalsozialismus“ an Opfer des Unrechtregimes aus dem Stadtteil erinnern. Auf Texttafeln wird das Leben der Opfer erzählt. Das Projekt hat die Bezirksversammlung Wandsbek auf den Weg gebracht.

Auch wenn der Himmel sich just zu Beginn der Veranstaltung entgegen der Vorhersagen verdunkelte und ein paar Tropfen fielen, ließen sich die versammelten Menschen nicht davon abbringen, den Worten Pater Kiefers zu lauschen und der Segnung der Stele beizuwohnen. Das unbeständige Wetter führte jedoch dazu, dass die Veranstaltung im Gemeindesaal fortgesetzt werden musste, in dem die Lübecker Wanderausstellung über die vier Märtyrer die Besucher einlud, sich mit den Vieren und ihrem Glaubenszeugnis noch intensiver zu beschäftigen. Trotz der großen Besucherzahl trat eine große Stille ein, als vier Abschnitte aus Briefen Johannes Prasseks verlesen wurden, die er aus seiner Gefängniszelle geschrieben hatte.

Wenn wir den Mantel des Vergessens über unsere Geschichte ausbreiten oder die Geschichtsschreibung leugnen, wenn Gedachtes nicht mehr gesagt werden darf, wenn neben der eigenen Überzeugung kein Platz mehr ist für die des Anderen, wenn es neben dem Ich kein Du mehr gibt, dann kann der Keim des Unrechts wieder wachsen, dann fällt die Saat Christi auf trockenen Boden. So ist dieser „Wandsbeker Erinnerungsweg der Verfolgung und des Widerstands im Nationalsozialismus“ ein wertvoller Beitrag zu einer gelebten Erinnerungskultur in Gesellschaft und Kirche und wir sind sehr dankbar, dass der Namenspatron unserer Pfarrei, der sein Leben für seinen Glauben im Widerstand gegen das Unrechtsregime lassen musste, neben dem Stolperstein vor der Kirchentreppe eine weitere Würdigung erhalten hat..

Ein kleines Buffet und Getränke luden im Anschluss an den offiziellen Teil zum Verweilen und zum Austausch über das Gehörte ein, was von vielen Menschen gern genutzt wurde.

Da vielfach bedauert wurde, dass die Ausstellung noch vor dem Wochenende wegen einer Veranstaltung abgebaut werden musste, ist geplant, sie um den Todestag der Vier herum nochmals zugänglich zu machen.

Anke Laumayer, Orgateam Heilig Kreuz