Wissen wir eigentlich, um welch besonderes Phänomen es sich bei unserer Schola handelt, die mittlerweile schon seit über zwei Jahrzehnten ihren regelmäßigen Dienst im Farmsener Gottesdienst versieht? Es dürfte in Hamburg nur wenige Gemeinden geben, die über solch eine ständige Einrichtung verfügen. Sind es doch meist die größeren, mit A- oder B- Kirchenmusikern ausgestatteten Kirchengemeinden, die sich zusätzlich zu den zahlreichen anderen Gruppen und Vereinen noch den Luxus einer Schola leisten können.
Die Anfänge der Farmsener Schola gehen auf die frühen 70er Jahre zurück, als noch Pater Meyer der Gemeinde vorstand. Zunächst ging es damals um die als notwendig erkannte Pflege des Gregorianischen Chorals, von dessen mönchischer Tradition sich das heutige Scholasingen ja letztlich auch herleitet. Andererseits wurde in jenen Jahren zunehmend deutlich, dass mit einer Schola den Forderungen der liturgischen Erneuerung, wie diese vom II. Vatikanischen Konzil erhoben wurden, am besten Rechnung getragen werden konnte. Somit hielt – neben dem herkömmlichen Singen von orgelbegleiteten Gemeindeliedern und der kunstvollen Liturgiegestaltung durch den Kirchenchor – ein wichtiges drittes Element im Farmsener Gottesdienst Einzug. Die Einrichtung einer Schola bot beispielsweise die Möglichkeit, neue Gemeindelieder effektiver einzuführen und den Reichtum des deutschsprachigen psalmodischen Gesangs – meist im Wechselgesang mit der Gemeinde – den Gläubigen nahe zu bringen, was dann wiederum zur Folge hatte, dass die alte Form der Vespergottesdienste in Farmsen eine Wiederbelebung erfuhr und die Karwochenliturgie durch eine jetzt reichhaltigere musikalische Ausgestaltung tiefer mitgefeiert werden konnte. Mit solcherlei Aufgaben betraut, übernahm die Schola übrigens zum Teil auch die Funktion des Kantors, wie er von Rom damals nachdrücklich empfohlen wurde. Die Gemeinde war nunmehr in der Lage, noch aktiver, textbezogener und somit unmittelbarer am liturgischen Geschehen teilzuhaben. Das neue GOTTESLOB mit seinen zahlreichen Wechselgesängen und Kehrversen bot hierfür recht bald eine üppige Fundgrube.
An Palmsonntag des Jahres 2003 ist es nun 15 Jahre her, seit ich die Leitung der Farmsener Schola übernehmen durfte. Ich versuche seither, die Vielfalt des Repertoires, das einer Schola zur Verfügung steht, möglichst abwechslungsreich zu präsentieren, Altes mit Neuem zu verbinden, gelegentlich auch Liedgut aus der Jugendbewegung, soweit dies sinnvoll erscheint, zu berücksichtigen, den Hamburger GOTTESLOB-Anhang allmählich für die Gemeinde zu erschließen und die lateinischen Gesänge nicht zu vernachlässigen. Wir verrichten diesen Dienst an der Gemeinde mit großer Ernsthaftigkeit, verantwortungsvoll und mit nicht nachlassendem Engagement. Immerhin belastet dieser sängerische Einsatz die Scholamitglieder mit jährlich über 25 Proben von je 40-60 Minuten Dauer und in der Regel etwa 12-13 Gottesdiensteinsätzen pro Jahr. Unser Bestreben ist es, den einstimmigen Gesang – nicht wenige Fachleute meinen, es sei die schwierigste Art des gemeinsamen Musizierens – auf möglichst hohem Niveau, mit größtmöglicher Textverständlichkeit und möglichst fehlerfrei vorzutragen – zur Ehre Gottes, aus Respekt vor dem Wort Gottes, zu unserer eigenen Freude und, so hoffen wir, zur Freude, Unterstützung und Anregung für die Gemeinde. Interessenten, die mitmachen wollen und über die gesanglichen Voraussetzungen hierfür verfügen, sind jederzeit herzlich willkommen. Wie heißt es doch so richtig: Wer singt, betet doppelt.
Hans-Ulrich Duffek, 2003