Predigt von Pater Ivan zum 17. Sonntag im Jahreskreis

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in dir liegt, oder den Gott dir auf den Weg gegeben hat. Du musst ihn bloß ausgraben, entwickeln, zum Vorschein bringen, nutzen!

So hat sich das Evangelium für mich heute angehört! Das Himmelreich ist nicht etwas, was nach dem Tod kommt, oder mir eventuell als Belohnung für ein moralisch aufrichtiges Leben geschenkt wird. Das Reich Gottes ist in mir! Das Reich Gottes ist dort, wo ich mein eigenes Leben schön und lebens- und liebenswert gestalte.

Liebe Schwestern und Brüder,

diese Gedanken begleiten mich seit einiger Zeit sehr intensiv und sie prägen mein jetziges Leben enorm. Und ich kann Ihnen sagen; sie erfüllen mich und machen mich glücklich. Seitdem ich diese Gedanken sozusagen zum Grundsatz meines Lebens und Glaubens genommen habe, spüre ich wirklich ganz intensiv, wie schön und lebenswert mein eigenes Leben ist. Das tiefe Bewusstsein, dass das Reich Gottes in mir ist und dass seinen ganzen Reichtum kein anderer „ausgraben“ oder „kaufen“ kann, nur ich, weckt in mir ganz stark die Sehnsucht nach Selbstbestimmung. Mehr noch; ich erlebe die Selbstbestimmung als eine zutiefst christliche Haltung.

Das Reich Gottes ist in dir! Nur du kannst seinen ganzen Reichtum ausgraben und in Besitze nehmen! Gott hat dir so viele Talente gegeben, mit denen du dein Leben schön und lebenswert machen kannst. Du musst nur an dich selbst glauben, an deine eigene Kraft, diese Talente ausgraben und entfalten zu können! Du bist schön, begabt, fähig und liebendwert. Wenn du daran glaubst, wirst du die innere Sehnsucht spüren, zu graben und zu suchen bist du den Schatz findest, den Gott in dich gelegt hat!

Dafür ist es aber notwendig, dass man aufhört auf „Scherben“ d.h. auf Missstände und schlechte Menschen zu schauen. Das ist aber auch die Frage der eigenen Disziplin und eine eigene Entscheidung. Jeder von uns muss selbst entscheiden, ob er die ganze Zeit damit beschäftigt ist, die Missstände und schlechte Menschen um sich herum zu kritisieren und auf seine bedauerliche Situation aufmerksam zu machen, oder damit nach vorne zu schauen und seine eigenen Schätze auszugraben.

Das kenne ich auch aus eigenem Leben. Ich habe auch viel zu viel Zeit damit verbracht, andere zu kritisieren (die Kirche, die Pallottiner, die Menschen um mich) und meine Opferrolle zu spielen. Aber irgendwann habe ich verstanden, dass es mich nicht weiter bringt. Niemand wird sich einfach so, mir zu Liebe ändern. Und kein anderer ist für den Schatz in mir verantwortlich. Nur ich kann die Entscheidung treffen, wem ich meine Zeit, meine Kraft, meine Gefühle, ja mein Leben schenken will. Das ist für mich eine wichtige Frage auf dem Weg zum Reich Gottes! In wen oder was investiere ich mich? Wer oder was hilft mir, meine Schätze, die Gott in mich gelegt hat, auszugraben?

Gerade während des Packens für den Umzug habe ich bemerkt, wie viele Bücher ich stundenlang gelesen habe, die nur die Missstände in der Kirche kritisieren aber nicht wirklich helfen, das Himmelreich zu leben. Ich habe da auch bemerkt, wie viel Zeit und Kraft ich in die Betrachtung der „scheinbar aussichtslosen Situation“ investiert habe und dabei nur immer deprimierter wurde.

 Nun investiere ich mich in meine Fähigkeiten und Talente und in die Menschen die mich auf diesem Weg unterstützen und inspirieren. Da spüre ich die Gegenwart Gottes in meinem Leben. Das Reich Gottes ist wirklich für mich nahe!

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in dir liegt, oder den Gott dir auf den Weg gegeben hat. Du musst ihn bloß ausgraben, entwickeln, zum Vorschein bringen, nutzen!

Liebe Schwester, lieber Bruder,

das Himmelreich ist ganz nahe! Es ist in dich gelegt! Ich wünsche dir Mut und Kraft zu graben und zu suchen!