Predigt zum 4. Fastensonntag von Pater Ivan

In jenen Tagen sprach der Herr zu Samuel: Wie lange willst du noch um Saul trauern? Ich habe ihn doch verworfen; er soll nicht mehr als König über Israel herrschen. Fülle dein Horn mit Öl, und mach dich auf den Weg! Ich schicke dich zu dem Betlehemiter Isai; denn ich habe mir einen von seinen Söhnen als König ausersehen.
Als sie kamen und er den Eliab sah, dachte er: Gewiss steht nun vor dem Herrn sein Gesalbter.
Der Herr aber sagte zu Samuel: Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt, denn ich habe ihn verworfen; Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.
So ließ Isai sieben seiner Söhne vor Samuel treten, aber Samuel sagte zu Isai: Diese hat der Herr nicht erwählt.
Und er fragte Isai: Sind das alle deine Söhne? Er antwortete: Der jüngste fehlt noch, aber der hütet gerade die Schafe. Samuel sagte zu Isai: Schick jemand hin, und lass ihn holen; wir wollen uns nicht zum Mahl hinsetzen, bevor er hergekommen ist.
Isai schickte also jemand hin und ließ ihn kommen. David war blond, hatte schöne Augen und eine schöne Gestalt. Da sagte der Herr: Auf, salbe ihn! Denn er ist es.
Samuel nahm das Horn mit dem Öl und salbte David mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an. Samuel aber brach auf und kehrte nach Rama zurück.

Psalm 

Lesung aus dem ersten Buch Samuel

In jenen Tagen

1bsprach der Herr zu Samuel: Fülle dein Horn mit Öl, und mach dich auf den Weg! Ich schicke dich zu dem Betlehemiter Isai; denn ich habe mir einen von seinen Söhnen als König ausersehen.

6Als sie kamen und er den Eliab sah, dachte er: Gewiss steht nun vor dem Herrn sein Gesalbter.

7Der Herr aber sagte zu Samuel: Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt, denn ich habe ihn verworfen; Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.

10So ließ Isai sieben seiner Söhne vor Samuel treten, aber Samuel sagte zu Isai: Diese hat der Herr nicht erwählt.

11Und er fragte Isai: Sind das alle deine Söhne? Er antwortete: Der jüngste fehlt noch, aber der hütet gerade die Schafe. Samuel sagte zu Isai: Schick jemand hin, und lass ihn holen; wir wollen uns nicht zum Mahl hinsetzen, bevor er hergekommen ist.

12Isai schickte also jemand hin und ließ ihn kommen. David war blond, hatte schöne Augen und eine schöne Gestalt. Da sagte der Herr: Auf, salbe ihn! Denn er ist es.

13bSamuel nahm das Horn mit dem Öl und salbte David mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an.

Liebe Schwestern und Brüder,

heutige erste Lesung aus dem Buch Samuel bewegt mich vom Neuen sehr. Dieser Text war auch die erste Lesung in der Messe meiner Priesterweihe am 22. Juni 2013. Da ich eine eigene Priesterweihe in meiner Heimatgemeinde hatte, dürfte ich die Lesungstexte selbst wählen.

Damals hatte ich das Gefühl, als ob die Lesung über mich selbst spricht. Als ob ich dieser Junge wäre, den der Samuel (also der Bischof) nun in mitten meiner Schwestern und Brüder aus der Heimatgemeinde zum Priester salbt.

So wie David, war ich auch der Jüngste in meiner Familie. David war kein Gelehrter, ein Hirte, ein einfacher Arbeiter. Als Kind war ich ein relativ schlechter Schuler, habe zuerst die Ausbildung als Schreiner gemacht und keiner hat je gedacht, ich werde ein Priester! Nur ich habe mich von Gott angeschaut und berufen gefühlt. Und ganz egal, wie skeptisch meine Umgebung auf mein Vorhaben, Priester zu werden, geschaut hat, wusste ich im Herzen – Gott hat mich angeschaut und er wird mich segnen!

Nun stehe ich mitten unter Ihnen, liebe Schwestern und Brüder! Nicht deswegen, weil ich besondere Begabungen habe oder besonders prädesponiert bin, sondern weil Gott mich angeschaut hat. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Gott an mir so gefunden hat, so dass er gerade mich zum Priester gesalbt hat. Längst habe ich angenommen, dass ich das nie ganz verstehen werde. Der Prophet sagt: Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz“. Vielleicht ist es ebenfalls eine Art, zu sagen; Ich verstehe Gott nicht so ganz!

Es genügt mir die Erfahrung, von Gott angeschaut und gesegnet zu sein! Diese Erfahrung, von Gott angeschaut und gesegnet zu sein, hat mir in den Jahren meines Studiums, nie nicht immer leicht und angenehm waren, viel Kraft und Zuversicht gegeben. Allerdings, musste ich ja in der persönlichen Betrachtung und im Gebet diese Erfahrung immer neu ins Gedächtnis rufen. Der Tag der Priesterweihe war für mich eine Erfrischung – Gott hat sich als treu erwiesen. Er hat mich unterwegs nicht (ganz) fallen lassen, bzw. nach allen kleinen Fällen, hat er mich aufgerichtet, ermuntert, weitergeführt.

Wie schön, dass diese Lesung gerade in diesen Tagen wieder verkündet wird! Genauso wie viele von Ihnen liebe Schwestern und Brüder, fühle ich in meinem Herzen Angst und Sorge! Nicht nur vor der Erkrankung an Coronavirus sondern auch vor allen Folgen, die diese Zeit hinterlassen wird. Die Einschränkungen des Alltags und die Sorgen um die Zukunft (meine eigene und die der Welt) lässt mich im hier und jetzt leben, vom Tag zu Tag!

Die Lesung ermutigt mich, mir immer wieder alle Momente in Erinnerung zu rufen, in denen ich deutlich gespürt habe, von Gott angeschaut und gesegnet zu sein. Das gibt mir Kraft und Zuversicht. Dazu möchte ich Euch ebenfalls ermutigen!

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gesalbten durch die vielen Sakramente der Kirche!

Gott hat uns angeschaut und gesalbt! Er segnet uns und rüstet uns aus! Auch wenn ich weiß, dass mich und uns noch viele unschöne Tage erwarten, glaube ich, dass Gott uns nicht angeschaut hat, um uns fallen zu lassen. Wir sind für die Krönung bestimmt, auch wenn der Weg unangenehm ist.

Eine kleine Übung, die ich gerade auch ausprobieren will, möchte ich Ihnen vorschlagen! Ich werde mir also in den nächsten Tagen immer wieder aufschreiben, welche Situationen fallen mir ein, in denen ich mich von Gott angeschaut und gesegnet gefühlt habe!? Je länger die Liste wird, und die wird bestimmt lang sein, desto mehr Mut werde ich bestimmt fühlen, durch diese Tage zu gehen.

In geschwisterlicher Verbundenheit,

P. Ivan